USV Halle

Sektion Schach

Heimkehr des "Löwen von Ulan-Bator"

Alte Heldenvon links sitzend: Anton Csulits, Heinz Liebert, Karl-Heinz Leonhardt und Schach-Abteilungsleiter Helmar Liebscher - stehend: Gert Kleint

Ganz Sachsen-Anhalt blickt mit Spannung auf die bevorstehende Fusion zwischen SV Halle und USV Halle. Deren Einfluss auf die weitere Entwicklung der Sportszene in Halle und ganz Sachsen-Anhalt, ja auch ganz Mitteldeutschland, kann jetzt noch gar nicht abgeschätzt werden. Für die Abteilung Schach des USV wird diese Fusion ganz speziell etwas besonderes haben. Im übertragenen Sinne steht für „6 alte Kämpen“ der Sektion so etwas wie eine Heimkehr an. Heinz Liebert (74 Jahre), Helmar Liebscher (66), Karl-Heinz Leonhardt (67), Anton Csulits (69), Burkhard Malich (74) und Reiner Schätzke (69) spielten einst für den damaligen SC Wissenschaft Halle. Dieser gilt als gemeinsamer Vorläufer der heutigen SVH und USV.

Als die zentralen Clubs von der DDR-Staatsführung ins Leben gerufen wurden, zählte Schach in Halle noch mit zu den Sportarten, die dort ein Zuhause finden durften. Das änderte sich 1972, als das Duell mit König, Dame und Bauern den obersten Parteifunktionären nicht mehr „medaillenträchtig“ genug erschien. „Zusammen mit Kegeln und Tennis, die unser Schicksal teilten, wurden wir 1972 aus dem SC Chemie ausgegliedert“, erinnert sich Helmar Liebscher, der heutige Abteilungsleiter, an die Vorgänger von vor fast 40 Jahre. Für ihn und seine Kameraden begann damals eine lange Irrfahrt, von Verein zu Verein. Erst BSG Buna Halle-Neustadt bis 1990, dann der Verein der Schachfreunde Halle, dann ab 1991 USV Halle. Nun zeichnet sich der letzte Wechsel ab. „Wir haben schon so oft den Verein oder den Namen gewechselt, oder auch wechseln müssen, da ist das für uns schon fast nichts mehr besonderes“, flachst Karl-Heinz Leonhardt, wenn das Gespräch auf den zukünftigen Großverein kommt. Die Sektion Schach des USV hatte sich in einem klaren Votum dafür ausgesprochen, als darüber abgestimmt wurde. „In Zeiten, in denen die Sportförderung immer geringer wird, ist es wichtig, die Kräfte zu bündeln. Ich sehe deshalb in dieser Fusion auch eine gewisse Chance. Ab einer gewissen Größe sind professionellere Strukturen auch einfach notwendig“, nickt Helmar Liebscher.

 

Seine Sektion könnte fast als Vorbild für die SVH/USV-Fusion dienen, schafft sie doch seit fast zwei Jahrzehnten das, was dem künftig größten Sportverein Sachsen-Anhalts noch bevorsteht: den erfolgreichen Spagat zwischen Leistungs- und Breitensport. „Wir haben trotz aller Schwierigkeiten die Tradition des höherklassigen Frauenschachs im USV aufrecht erhalten können“, unterstreicht Gert Kleint, Ausschuss-Vorsitzender des USV und Schachspieler in Personalunion, und ist, wie alle anderen am Tisch auch, stolz auf die Erstliga-Mannschaft der Damen, die in dieser Saison nur knapp den Deutschen Meistertitel verpasst hat. Das so etwas nicht von selbst kommt, sondern eine engagierte Arbeit im Umfeld und nicht zuletzt einen wichtigen Förderer wie die Volksbank Halle braucht, versteht sich von selbst.

Etwas im Schatten der Damen bei der öffentlichen Wahrnehmung stehen die Herren, derzeit mit der ersten Mannschaft in der Oberliga spielend. Aber: Der Aufstieg in die zweite Bundesliga soll perspektivisch in Angriff genommen werden.
Der Großteil der Spieler des USV-Sektion ist aber mehr breitensportlich aktiv, auch wenn sie, so wie der 75-jährige Heinz Liebert, auf eine großartige Vergangenheit als Leistungssportler zurückblicken können. Dem aus Schlesien stammenden Liebert, Ex-Nationalspieler der DDR, brachte diese sogar neben vielen Medaillen auch den doch eher ungewöhnlichen Spitznamen „Löwe von Ulan Bator“ ein. „Das war schon 1956“ erinnert sich Heinz Liebert, als wäre es gestern gewesen. „Nach der Studenten-Weltmeisterschaft in Schweden stand anschließend noch ein internationales Turnier in der Mongolei an. Bei diesem ich 13 Punkte aus 15 Partien geholt. Ich konnte in den Partien stehen wie ich wollte, es ging praktisch immer gut aus. Irgendeiner hat mich dann wegen meiner Leistungen dort Löwe von Ulan Bator getauft, obwohl es in der Mongolei gar keine Löwen gibt“, schmunzelt Heinz Liebert, der donnerstags immer wieder gern zum Spiel-Abend seiner Sektion in das gegenwärtige Spiellokal in der Gaststätte Penalty an der Eissporthalle kommt.

Wo sich Liebert und seine Schach-Kameraden künftig treffen werden, ist gegenwärtig noch offen. Der USV sucht nach einem neuen, eigenen und dauerhaftem Spiellokal für seine Schachabteilung. Umzüge sind für die alten Kämpen nichts neues. „Früher spielten wir in der Harz-Mensa, später im ehemaligen Klubhaus der Gewerkschaften“, erinnert sich Leonhardt, der genauso wie seine Mitstreiter gespannt darauf ist, wohin es sie verschlagen wird.

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